Südbhutan entdecken

Ein kleiner Leitfaden für Reisen durch Zhemgang

Der Süden von Bhutan bietet ein völlig anderes aber dennoch faszinierendes Reise-Erlebnis zu den nördlichen Regionen mit West- und Zentralbhutan, ihren schneebedeckten Himalayagipfeln, Dzongs und Klöster. Von üppigen subtropischen Wäldern bis hin zu lebendigen Traditionen ist Süd-Bhutan, insbesondere die Region Zhemgang, ein echtes Juwel für Menschen, die Ruhe und Authentizität suchen.

Mit einer Fläche von 2.421,7 km², etwa 18.000 Einwohnern (7,3 Einwohner pro km²) und angrenzend an Assam/Indien, Bumthang, Sarpang, Dagana und Trongsa, wird Zhemgang bislang von Reisenden wenig beachtet. Dabei ist die Region bekannt für seine atemberaubenden Landschaften, sein reiches kulturelles Erbe und seine unberührten Dörfer.

Der Manas-Fluss, benannt nach dem Schlangengott Manasa in der hinduistischen Mythologie, ist das größte Flusssystem in Bhutan. Er hat vier große Nebenflüsse: Mangde Chhu, Chamkar Chhu, Kuri Chhu und Drangme Chhu. Der 376 km lange Manas fließt 272km durch Bhutan und 104km durch Assam, bevor er dort bei Jogighopa in den Brahmaputra mündet.

Zhemgang: ein Paradies für Flora und Fauna

Zhemgang ist für seine Biodiversität bekannt und ein Paradies für Naturfreunde. Ein Großteil der Landesfläche sind bedeckt mit unberührten Wäldern, zu dem auch der Royal Manas Nationalpark gehört. Der Park ist geschützter Lebensraum für die großen Säugetiere wie Büffel, Affen, Kappenlanguren, Bengal-Tiger, Waldelefanten und Nashorn aber auch für 69 Fischarten, 180 Schmetterlings- und 486 Vogelarten, darunter Nepalhornvogel (Aceros nipalensis) und Doppelhornvogel (Buceros bicornis).

Wanderwege durchstreifen unterschiedliche Lebensräume wie Pinienwälder, tropische Regen- und Nebelwälder, sie führen durch reizvolle Landstriche mit spektakulären Wasserfällen und Felsformationen. Besonders im Frühjahr zeigt sich eine fantastische Pflanzen- und Pilzvielfalt mit verschiedenen Arten von wilden, blühenden Orchideen, Farnen, wilden Shitake- und Termitenpilzn, der seltenen holoparasitischen Blütenpflanze Sapria himalayana, allgemein bekannt als Spucknapf des Einsiedlers.

Kulturelles Herzland: die Region Kheng

In den abgeschiedenen Dörfern und Siedlungen des Zhemgang leben die Khengpa, eine ethnische Gruppe mit stolzen Traditionen und tiefer Verbundenheit zu ihrer Heimat. Bereits die Fahrt zu ihren Dörfern wie Kheng Buli, Wamling, Shingkhar, Bardo oder Trong bieten atemberaubende Landschaftsszenerien und ein Dorfbesuch vermittelt einen Einblick in das traditionelle Leben Bhutans, wo Brauchtum und Handwerkskünste noch lebendig sind.

Kulturelle Bedeutung von Kheng

Die Khengpa sprechen einen Dialekt namens ‚Khengkha‘, der zur sinotibetischen Sprachfamilie gehört und mit den Bumthang- und Kurtoep-Dialekten verständlich. Die Kheng sind bekannt für ihre weltlichen und religiösen Adelsfamilien, die Dung-Familien, die bis ins 17.Jahrhundert kleine Lehen besaßen.
Wie meist in Bhutan sind die Khengpa Bauern und bekannt für ihren selbstversorgenden Lebensstil. Sie pflanzen Mais, Reis, Gemüse und Obst an und betreiben etwas Viehzucht. Ihre handwerklichen Fähigkeiten nutzen sie für den Hausbau, für Schreinerarbeiten und Bambushandwerk. Traditionelles Weben ist ein weiterer wesentlicher Bestandteile des Khengpa-Alltags und Besucher können diese Fertigkeiten in den Dörfern aus erster Hand erleben.

Kheng ist auch tief spirituell geprägt und seine Menschen sind gläubige Anhänger des tibetischen Buddhismus, insbesondere der Nyingma-Tradition. Jedes Kloster und jede heilige Stätte hat ihre eigene Geschichte und Bedeutung. Tempel wie Buli mit herrlichen Wandmalereien oder das Ngajur Pema Chopheling Kloster in Kikhar ziehen viele Pilger an. Farchen Zangmo, die aktuelle Inkarnation von Dorji Phagmo, die zornige Manifestation von Vajrayogini und ‚Mutter aller Buddhas‘ residiert derzeit im Kloster. Sie soll mehrere Wunder vollbracht, Hand-  und Fußabdrücke auf Felsen hinterlassen und heilige Schätze (Termas) entdeckt haben. Sie gilt als die ultimative Zuflucht für alle Gottheiten, Praktizierenden und Meditierenden des Buddhadharma.

Aktivitäten in Kheng

  • Dorfaufenthalte: übernachten Sie in traditionellen Häusern und erleben Sie die Herzlichkeit der Kheng-Gastfreundschaft. Viele Dorfbewohner bieten Homestays an, die unverfälschte Einblicke in lokale Landwirtschaft, Alltagsriten, Weben und Kochen ermöglichen
  • Interessante saisonale Kulinarik mit Wurzeln und Pflanzen, die aus den umliegenden Wäldern gesammelt werden, z.B. Orchideenblütengerichte und Bambussprossen sowie Süßkartoffeln!
  • Besuch einer LW-Kooperative (Khengrig Namsum Cooperative, KNC), gegründet 2014 von engagierten jungen Bäuerinnen und Bauern um die Lebensgrundlage und das Einkommen der Menschen im Zhemgang zu verbessern. Hier werden Schwarzer und gelber Kurkuma, Ingwerverarbeitung, Bananenplantagen, Wassermelonen, Avocados, eingelegte Bambussprossen und vieles mehr verarbeitet!
  • Wandern auf jahrhundertealten Saumpfaden, die atemberaubende Ausblicke auf die Landschaft und Möglichkeiten zur Tierbeobachtung bieten.
  • Spiritualität: Besuch von Tempeln und Klöstern, um mehr über die spirituellen Traditionen und Legenden von Kheng zu erfahren.
  • Bambushandwerk: die Kheng-Region, speziell Bjioka, ist bekannt für seine geschickten Bambusflechter. Besucher können an Workshops teilnehmen oder kunstvoll gefertigte Bambusprodukte als Souvenirs kaufen.
  • Feste (Tshechus) mit Maskentänze, traditioneller Musik und aufwendigen Ritualen spiegeln das spirituelle Erbe der Region wider. Es sind nicht nur religiöse Veranstaltungen, sondern auch Gelegenheiten für die Gemeinschaften zusammenzukommen und ihre gemeinsame Identität zu feiern.

Panbang: Paradies für Flussabenteuer, Wildtiere und Dschungelcamp

Panbang im Süden von Zhemgang, nahe der Grenze zu Assam, ist ein Naturjuwel, das darauf wartet, entdeckt zu werden. Bekannt für seine Biodiversität und den malerischen Drangme Fluss ist dieser kleine Ort das perfekte Ziel für Reisende, die das Abenteurer und eine Auszeit abseits der bekannten Pfade suchen.

Was hat Panbang für Reisende zu bieten?

  • Flussabenteuer mit lokalen Führern

Der Drangme Chhu ist einer der beiden großen Flüsse in Bhutan. Er schlängelt sich malerisch durch Panbang und bietet ideale Bedingungen für Wildwasser-Rafting und Kajakfahren. Die unterschiedlichen Stromschnellen des Flusses eignen sich sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Rafter. Mit erfahrenen lokalen Fluss-Guides gleiten Sie durch üppigen Dschungel und vorbei an dramatischen Felsformationen.
Der Drangme Chhu ist auch beliebt für nachhaltiges Angeln. Lokale Guides stellen die Ausrüstung bereit und erklären traditionelle Angeltechniken. Diese Flussaktivitäten sind nicht nur aufregend, sondern bieten auch atemberaubende Ausblicke auf die unberührte Landschaft rund um Panbang.

  • Tierbeobachtung im Royal Manas National Park

Panbang ist das Tor zum Royal Manas Nationalpark, dem ältesten Schutzgebiet Bhutans und einem Hotspot der Biodiversität. Auf geführten Wildlife-Touren entdecken Sie seltene Arten wie Goldlanguren, Bengalische Tiger und sogar den scheuen Nebelparder. Vogelbeobachter werden sich über Hornvögel, Eisvögel und viele andere exotische Vogelarten freuen.
Der Park bietet wunderbare gut gepflegte Öko-Wanderwege, die Besuchern die Erkundung der reichen Flora und Fauna ermöglichen. Lokale Naturguides aus Pangbang sind sehr kenntnisreich und teilen oft spannende Einblicke in das lokale Ökosystem.

  • Campingerlebnis

Die Region um Panbang bietet zum Beispiel Camping am Flussufer des Drangme, lokale Anbieter organisieren geführte Camping-Touren mit voller Verpflegung, die über dem Lagerfeuer zubereitet wird.

  • Dorfkultur & Begegnungen

Neben seinen Naturattraktionen lohnen Besuche von Dorfgemeinschaften, um mehr über lokale Bräuche und Traditionen zu erfahren. Die Dorfbewohner sind für ihre herzliche Gastfreundschaft bekannt und lassen Gäste gerne an ihrem Alltag teilnehmen. Sie fertigen lokale Produkte aus Bambus, handgewebte Textilien und landwirtschaftliche Erzeugnisse, die auf einheimischen Bauernmärkten verkauft werden. Im Dorf Changarzam gibt es z.B. eine Frauenkooperative, die traditionelle Teppiche (drumdhen) webt.

Ob Sie durch die Stromschnellen des Drangme Chhu paddeln, wilde Orchideen und seltenes Wild im Royal Manas National Park beobachten oder am Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel sitzen – Panbang bietet ein Abenteuer, das sowohl bereichernd als auch unvergesslich ist.

Beste Reisezeit für das Zhemgang: Frühjahr, Herbst, Winter

Die besten Monate sind März bis Mai (Frühjahr) und Mitte September bis Ende November (Herbst). Für Tierbeobachtungen im Royal Manas Nationalpark eignen sich Oktober bis April bzw. Dezember bis Februar (Winter).

Frühjahr (März bis Mai)

  • Klima: angenehm, milde Temperaturen von 10°C-20 °C
  • Landschaft: die Natur erblüht in leuchtenden Farben – Rhododendren, Orchideen etc
  • Aktivitäten: ideal für Trekking, Vogel- und Tierbeobachtung und den Besuch von Dörfern.

Sommer (Juni bis August)

  • Klima: Monsunzeit mit starken und häufigem Regenfällen. Die Temperaturen liegen zwischen 20°C-30+ °C: Erdrutsche und Schlamm beeinträchtigen das Vorwärtskommen auf den Straßen, manche Dörfer sind dann schwer zugänglich, wandern ist wenig empfehlenswert. Viele Blutegel und Stechmücken.
  • Landschaft: üppige Vegetation
  • Empfehlung: nicht die beste Reisezeit, es sei denn, Sie möchten die Monsunstimmung und die besondere Vegetation erleben

Herbst (September bis November)

  • Klima: klare, kühle Luft mit Temperaturen von 15°C-25 °C (im September kann es noch heiß und regnerisch sein). Der Himmel ist meist wolkenlos und bietet spektakuläre Ausblicke auf die Berge und Täler.
  • Landschaft: nach dem Monsun sind die Wälder üppig grün und die Flüsse fließen kräftig, die Menschen sind mit dem Einbringen der Ernten beschäftigt
  • Aktivitäten: Kultur, Festivals und Outdoor-Aktivitäten wie Trekking und Camping

Winter (Dezember bis Februar)

  • Klima: kühl und trocken mit Temperaturen zwischen 5°C-15 °C; nachts können die Temperaturen unter 0°C sinken. Warme Kleidung erforderlich
  • Landschaft: die Natur ruht, hervorragende Sicht auf Berge und Täler an klaren Tagen
  • Aktivitäten: Tierbeobachtungen im Royal Manas Nationalpark, da sich das Wild dann in den tiefer gelegenen und wärmeren Regionen aufhält

Warum Kheng besuchen?

Die Kheng-Region von Zhemgang ist mehr als nur ein Reiseziel – sie ist ein Erlebnis, das Sie in eine einfachere, harmonischere Lebensweise zurückversetzt. Hier finden Sie eine perfekte Mischung aus Kultur, Natur und Spiritualität. Ob Sie Ruhe in der Natur suchen, das bhutanische Erbe erkunden oder einfach mit herzlichen Einheimischen in Kontakt treten möchten – Kheng verspricht eine Reise, die unvergleichlich ist. Dafür ist es wert einfache aber saubere Unterkünfte in Kauf zu nehmen.